Die Dinghäuser zu Flamersheim

Im April 2015 besuchte ich im LVR-Archiv in der Abtei Brauweiler einen Vortrag von Frau Dr. Claudia Kauertz über das Flamersheimer Hexenprotokoll. Unter anderem referierte sie dabei auch über die Flamersheimer Dinghäuser. Nachdem ich mich ihr als Nachfahre der Familie Kuhl, die im 19. Jahrhundert das letzte Dinghaus am Markplatz bewohnte, vorgestellt hatte, bat ich sie, mir nähere Informationen zukommen zu lassen. Nachfolgend gebe ich auszugsweise eine E-Mail von Frau Dr. Kauertz an mich wieder: 

 

„Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es heute in Flamersheim noch zwei ehemalige Dinghäuser, die beide nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort am Markt stehen, sondern transloziert wurden. Das ältere Dinghaus befindet sich heute im Hinterhof von Herrn Ueckert, Horchheimer Str. 25. Es ist noch heute als rot-gelb angestrichenes Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert gut zu erkennen. In diesem Gebäude haben die Flamersheimer Hexenprozesse stattgefunden. Wann dieses Dinghaus abgetragen und an seinen jetzigen Ort versetzt wurde, ist noch nicht abschließend geklärt. Ich gehe davon aus, dass dies im 18. Jahrhundert im Zuge der Erweiterung des Schlossbezirks geschehen ist. Damals wurde das ältere Dinghaus durch das jüngere Dinghaus ersetzt, das direkt gegenüber der Kirche neben der Schule stand. 1794 verlor es seine Funktion und wurde zunächst an Ihre Familie vermietet und 1811 verkauft. 1847 musste die Witwe von Bernhard Kuhl das Haus nach dem Tod ihres Mannes aufgrund von Schulden verkaufen. Käufer des Dinghauses war die Gemeinde Flamersheim, Ihre Familie blieb dort aber weiterhin zur Miete wohnen. Wann das jüngere Dinghaus abgetragen wurde, ist noch nicht genau bekannt. 1861 stand es noch an seinem Platz am Markt. Ich vermute, dass es im Zusammenhang mit dem Neubau bzw. Abriss der Kirche 1878 versetzt wurde, habe aber hierfür noch keinen Nachweis gefunden. Nach Angaben von Herrn Lanzerath soll es heute in der Großen Höhle stehen. Äußerlich ist es durch seine graue Verkleidung nicht mehr als Fachwerkhaus zu erkennen. Fotos beider Gebäude habe ich zur Ansicht beigefügt.“

 

 

 

Fotos: Dr. Claudia Kauertz, LVR